Hans (Jean) Arp, 1926
Wie aus dem Nichts schweben die gewaltigen gelben Lippen direkt auf uns zu. Rechts und links rahmen dunkelgrüne, diagonal angeordnete Flächen den weißen Hintergrund. Sie verstärken den Eindruck von Bewegung und steigern das Gefühl von endloser räumlicher Tiefe. Der Gedanke drängt sich auf, man hätte es hier mit einem Werk der Pop-Art zu tun. Doch das flache Kartonrelief entstand bereits 1926 und zeugt von Arps kurzzeitiger Hinwendung zur Darstellung figürlicher Elemente.
Die Katalogauflistung einer Ausstellung fördert erstaunliche Details zutage. Die Titel der aufgeführten Lippenreliefs enden mit je zwei Initialen. Dechiffriert man diese, wird offensichtlich, dass sich Arp durch Künstlerinnen und Frauen befreundeter Künstler im Umfeld des Surrealismus inspirieren ließ. Neben abstrakten Lippenporträts seiner Frau Sophie (Henriette Gertrud) Taeuber entstehen solche von Marie-Berthe Ernst oder der Künstlermuse Gala. Das Relief Lippen S. B. ist der Frauenrechtlerin Simone Breton gewidmet, die seit 1921 mit André Breton, dem Begründer des Surrealismus, verheiratet ist. [ava]
Künstler*in | Hans (Jean) Arp |
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Titel | Les lèvres |
Datierung | 1926 |
Reihe, Serie | – |
Material, Technik | Öl auf Karton |
Maße | 40,5 x 42,5 cm |
Beschriftung / Signatur | verso mittig signiert: »H. Arp« |
Inventar-Nr. | LS 215 |
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Werkverzeichnis | Rau 87 |
Edition | – |
Provenienz |
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Werkstatus | Derzeit ausgestellt |
Rechte | Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn 2024 Fotograf: Mick Vincenz, Essen |